Dann nun lieferte er (Pilatus) ihn (Jesus) an sie aus, dass er gekreuzigt wurde.
Johannes 19,16
»Was soll ich denn mit Jesus tun?«, war die verzweifelte Frage, die sich Pilatus stellte. Als er an jenem Passahfest in Jerusalem seine Gerichtsurteile fällte, stand für ihn einiges auf dem Spiel. In den politischen Intrigen Roms hatte er auf das falsche Pferd gesetzt: Sein Gönner Seianus saß vermutlich im Gefängnis, und dessen Anhänger wurden einer nach dem anderen nach Rom zurückbeordert; viele kamen ins Gefängnis oder wurden in den Selbstmord getrieben. Stand ihm dasselbe Schicksal bevor? Nur wenn es ihm gelang, dem Kaiser zu beweisen, dass er ein tüchtiger Statthalter war, der die unruhige Provinz Judäa im Griff hatte, konnte er auf seine Gunst hoffen.
Und so war es Pilatus ganz und gar nicht recht, dass eine aufgebrachte Menschenmenge lautstark Jesu Tod forderte. Es war sonnenklar, dass die Anklagen gegenüber Jesus haltlos waren und die jüdischen Führer ihn aus Neid überliefert hatten. Pilatus hätte Jesus somit freisprechen müssen, aber er wusste, dass die aufgebrachten Juden ihm dann keine Ruhe lassen würden. »Wenn du diesen freilässt, so bist du des Kaisers Freund nicht«, drohten die Hohenpriester und trieben Pilatus in die Enge. Wegen Jesus die eigene Karriere riskieren? So viel war dem römischen Beamten die Wahrheit dann doch nicht wert. Er opferte Jesus für einen vermeintlichen eigenen Vorteil. Sein symbolisches Händewaschen konnte ihn von seiner Schuld nicht reinwaschen.
Mit der Frage »Was soll ich denn mit Jesus tun?« wird jeder von uns irgendwann konfrontiert, ob uns das passt oder nicht. Sich dann zu Jesus bekennen? Was werden die Leute sagen? Ist er es wert, dass ich dafür Nachteile in Kauf nehme? Auch für uns steht viel auf dem Spiel. Und ob wir dann zu ihm stehen, hängt davon ab, ob wir erkannt haben, dass er zu uns stehen will.
Elisabeth Weise