Einer meiner Freunde ist psychisch krank. Er ist manisch-depressiv und leidet unter einer Zwangserkrankung. Allerdings zeichnet ihn im Gegensatz zu vielen anderen psychisch Kranken, die mir als Betreuungsrichter begegnet sind, etwas ganz Entscheidendes aus: Er hat Krankheitseinsicht. Er weiß, dass er behandelt werden muss. Trotz der negativen Auswirkungen seiner Medikamente ist ihm klar, dass er ohne diese nicht überleben kann, und er nimmt sie regelmäßig. Damit bleibt ihm seit Jahren eine stationäre Behandlung erspart.
Das ist keinesfalls selbstverständlich. Gerade psychisch Kranke neigen dazu, die Notwendigkeit medikamentöser Behandlung nicht einzusehen und verschriebene Mittel wegen der Nebenwirkungen abzusetzen. Das ist tückisch, weil die Präparate häufig nachwirken und daher zunächst scheinbar alles gutgeht. Dann jedoch gleiten die Betroffenen oft in akute Krankheitsphasen, in denen sie krankheitsbedingt ärztliche Hilfe ignorieren. Die Folge ist häufig, dass eine Zwangseinweisung erforderlich wird. Wird der Eingewiesene nach erneuter medikamentöser Einstellung entlassen, dreht sich die Spirale wieder von vorne: Alles scheint gut, die Mittel werden abgesetzt, um die Nebenwirkungen zu mildern, die Krankheitssymptome nehmen für den Betroffenen unmerklich zu und es folgt nach erneuter Krise wieder die Einweisung. Im Fachjargon spricht man daher von »Drehtürpatienten«.
Auch die Bibel kennt eine Erkrankung, für die den meisten die Krankheitseinsicht fehlt. Es ist die Sünde. Jeder ist davon betroffen. Doch viele leugnen dies und nehmen sich damit die einzige Chance auf Heilung. Wer aber seine Not erkennt und Jesus seine Hilfsbedürftigkeit bekennt, dem wird ganz gewiss geholfen. Markus Majonica