Hanna, die Mutter Samuels, ist eine starke und konsequente Frau: Gott hat ihr Gebet um einen Sohn erhört. Ihr Sohn Samuel ist für sie Geschenk oder Leihgabe Gottes. Dankbar gibt sie diese Gabe Gottes wieder zurück, damit Samuel Gott dienen kann. Hanna kann loslassen. Hierin wird sie zum Vorbild.
Warum tun sich Eltern so schwer mit dem Loslassen ihrer Kinder? Warum kostet es so viel Kampf und Krampf, wenn Kinder heranwachsen, erwachsen werden und das Elternhaus verlassen? Warum fallen Eltern in ein tiefes Loch der Trauer und Verzweiflung, wenn ihre Kinder selbständig sein wollen? Gibt es denn keinen für alle Beteiligten positiven Umgang mit dem Loslassen und Ablösen?
Loslassen können ist keine Fähigkeit, sondern eine Einstellung: Ich nehme meine Kinder als Geschenk Gottes an, aber ich ehre den Geber aller Gaben mehr als die Gabe selbst. Meine Kinder sind dann nicht mein Besitz und auch keine Kopie von mir. Sie sind nicht die Verwirklichung meiner unerfüllten Sehnsüchte, Ziele und Hoffnungen. Vor Gott erkenne ich die Verantwortung, meine Kinder zu Persönlichkeiten zu erziehen, die sich aus der Abhängigkeit von Vater und Mutter lösen können, ohne orientierungslos zu werden. Woher aber bekomme ich die Weisheit für mein alltägliches Verhalten und für die großen und kleinen Entscheidungen? Ich finde sie im Gebet, im persönlichen Umgang mit Gott, der durch Jesus Christus mein Vater geworden ist. Ich danke Gott für meine Kinder, und trage ihm meine Anliegen und Nöte vor. So lerne ich, meine Kinder los zu lassen – nicht ins dumpfe Chaos, sondern in Gottes Hand. So kann ich sie ziehen lassen – und doch begleiten: im Gebet. Günter Dürr