In Deutschland hat in den letzten zehn Jahren die Scheidungsrate um 51,3% zugenommen und die Zahl der Eheschließungen nimmt ab. Eine Gesellschaft von Geschiedenen schafft gepanzerte Seelen, die sich immer schwerer einem anderen Menschen öffnen können. Die Angst vor Verletzung und Versagen in einer Beziehung treibt die Menschen in die Isolation. Ein Drittel aller bundesdeutschen Haushalte sind Single-Haushalte. Die Überflutung mit Informationen versklavt die Bevölkerung zur Beschäftigung mit sich selbst. Jedes Glied der Gesellschaft wird mit einer Unzahl von Produkten beworben. Durch Abwägung persönlichen Nutzens werden andere nur noch als Last und Behinderung empfunden. Gleichzeitig wächst die Zahl derer, die sich in psychiatrische oder psychotherapeutische Behandlung begeben.
Gott schuf den Menschen als ein Wesen, das der Ergänzung bedarf. Wer das bejaht, erlebt ein Stück Sterben, insbesondere in der ehelichen Liebe. Dies beinhaltet ein Aufgeben der eigenen Rechte und Interessen und ein Kreuzigen des stolzen Gedankens, niemandes Hilfe zu bedürfen. Eine aufopfernde Liebe, die bereit ist, die eigenen Ansprüche aufzugeben, ist die Grundlage für eine erfüllte Ehe. Der Apostel Paulus gibt dafür keinen geringeren Maßstab an, als die Liebe des Christus zu den Menschen, für die er sein Leben geopfert hat. Wie kann man ein solches Ideal erreichen? Indem man sich von Gott geliebt begreift, und erfasst, dass er seinen Sohn gab, damit wir aus unserer Gottverlassenheit hineingerettet werden in die Geborgenheit der Gemeinschaft mit Gott. Wer in dieser Geborgenheit lebt, der kann sich anderen in wachsender Liebe und Selbstverleugnung widmen. Gottfried Piepersberg