»Worüber habt ihr gesprochen?«, fragt Jesus einmal seine Jünger. Doch verlegen schweigen sie, denn sie hatten sich darüber gestritten, wer von ihnen wohl der Größte sei. »Wer der Erste sein will, der soll sich allen anderen unterordnen und ihnen dienen«, sagt Jesus daraufhin. Dann ruft er ein kleines Kind herbei, stellt es in ihre Mitte und umarmt es. »Wer nicht wie ein kleines Kind voller Vertrauen zu Gott kommt, dem bleibt der Himmel verschlossen«, sagt Jesus (Markus 9 und 10). Wie soll man das verstehen? Es muss Erste geben. Überall – im Staat, in der Wirtschaft und im öffentlichen Leben. Die Frage ist nur, ob sie auch in den Augen Gottes »Erste« sind. Während die Jünger genau wie wir um persönliche Größe und Wichtigkeit streiten, fragt der Herr, ob wir bereit sind, vor Gott nicht mehr zu sein als die Kleinsten, Schwächsten, Geringsten und Allerletzten in dieser Welt. Wer ganz hinten und unbeachtet dient, den letzten Dreck fegt und sich um elende Außenseiter kümmert, steht in der Rangfolge bei Jesus ganz vorne; nämlich unmittelbar neben ihm.
Kinder, Arme, Blinde und Lahme, also Behinderte, sie alle will Jesus in den Himmel bringen. Nicht deshalb, weil Klein-, Arm-, Blind- oder Behindertsein die Eintrittskarte zum ewigen Leben wäre, sondern weil solche Leute am ehesten bereit sind das zuzugeben, was auch wir bekennen müssen: Vor Gott hat keiner von uns etwas vorzuweisen. Für den, der das begriffen hat, liegt eine tiefe Beruhigung in dem Gedanken, nicht selbst »groß« werden zu müssen, weil man sich auf die dauerhafte Gnade Gottes, unseres großen Vaters, verlassen kann. Karl-Heinz Gries