Das weiß jeder Sportler, jeder, der Mühle oder Schach spielt, oder der etwas tut, wobei man gewinnen oder verlieren kann.
Stellen Sie sich vor, das Schachbrett würde einheitlich übermalt, so dass keine schwarzen und weißen Felder mehr zu erkennen sind; dazu würde man noch abwechselnd und nach Belieben Bauern zu Läufern und Türmen, und den König zur Dame (oder umgekehrt) machen. Schachspielen wäre so unmöglich gemacht. Die beiden Spieler könnten nur noch mit den Fäusten entscheiden, wer »gewonnen« hat.
Das gleiche gilt im Zusammenleben der Menschen. Wenn keine Gesetze mehr verbindlich gelten, wenn keine Maßstäbe für richtig und falsch anerkannt werden, dann dauert es nicht lange, bis die nackte Gewalt regiert. Mir sagte einmal einer: »Die Zehn Gebote sind abgeschafft, jetzt gilt nur noch eins: Du sollst dich nicht erwischen lassen!« Leider hatte dieser Junge den rechten Durchblick. Wenn eine Gesellschaft sich nicht mehr unter Gottes Leitung weiß, machen alle ihre Mitglieder, was ihnen gerade am besten in den Kram passt, und das geht meistens auf Kosten des Nächsten. Appelle an die Vernunft gibt es heutzutage genug, nur verhallen sie fast alle ungehört, besonders bei denen, an die sie eigentlich gerichtet sind. Die ganze Angelegenheit ist nämlich kein rationales Problem, sondern eines unseres Willens, der leider von der Ichsucht beherrscht wird.
Viele beklagen die zunehmende soziale Kälte. Ob das die Vorboten der Eiszeit einer neuen Gewaltherrschaft sind? Wie sollten doch alle, die noch beten können, Gott darum bitten, dass wir selbst und unsere Mitmenschen zu Gott umkehren und seine heilsamen Gebote wieder ernstnehmen – zu unser aller Heil.
Hermann Grabe