Es ist still geworden auf dem abendlichen Gelände der Uni-Klinik im April 2001. Ich schaue durchs Fenster hinaus und erwarte den angekündigten Besuch des leitenden Chirurgen. Neben mir im Bett liegt meine Frau. Die Behandlungsmöglichkeiten durch Chemotherapie sind erschöpft. Ein lebensbedrohendes Ovarialkarzinom hat sich in der Bauchhöhle ausgebreitet. »Vielleicht wird der Arzt nur beraten und gar keine Operation empfehlen«, sage ich. Meine Frau antwortet unter Schmerzen mit ihrem unnachahmlichen Humor: »Aber Klaus, der Mann muss auch auf seinen Umsatz achten.«
Schließlich trifft er ein. Auf meine laienhafte Frage, ob man am Zentrum des Krebses vorbei durchstoßen könne, um Kanäle freizumachen, antwortet er: »Da ist kein freier Zentimeter mehr. Morgen früh müssen wir ran.« Ich bekomme Formulare vorgelegt bezüglich OP-Zustimmung, Haftungsausschluss, Belehrung ... Dabei erfahre ich, dass es nicht um Gesundung und Wiederherstellung, sondern nur um Erleichterung und Schmerzlinderung gehen werde ...
Nachdem die Ärzte gegangen sind, beten wir gemeinsam. Uns ist klar, dass die Sache so ausgehen wird, wie Gott es vorgesehen hat. Schon viele Jahre sind wir es gewohnt, uns zusammen im Gebet Gott anzuvertrauen. Am nächsten Morgen, nach der Operation, ein erkennendes Lächeln. Dann stirbt sie. Ich bin gewiss kein Held in jenen Minuten und weine lange. In den nächsten Tagen war ich dann derart stark durch Jesus Christus getröstet, wie ich es niemals erwartet hätte. Ich erinnerte mich, dass meine Frau Tage zuvor von Verwandten gefragt wurde, ob Sie für einen Abschied aus diesem Leben bereit sei, klar mit Ja geantwortet hatte. Ihre Zukunftserwartung war, was Christus all denen, die an ihn glauben, zusagt: »Weil ich lebe, werdet ihr auch leben!« Klaus Spieker