»Der Nachbar Hans ist gestorben«, erzählte uns die Nachbarin. Woran Hans gestorben war, wusste sie nicht zu berichten. Uns überraschte die Nachricht, weil wir ihn in den letzten Monaten und Jahren kaum kennengelernt hatten. Muffelig war er gewesen und hatte uns im Vorbeifahren nie zurückgegrüßt. Keiner wusste viel über ihn, außer dass er immer mürrisch gewesen war. Zu keinem in der Nachbarschaft hatte er in all den Jahren irgendein Verhältnis aufgebaut. Zur Beerdigung sind wir gegangen, wenige Nachbarn waren da, aber keine Verwandtschaft. Zuletzt hörten wir nur noch, dass er hoch verschuldet gewesen sei. Auf dem Waldfriedhof, bestattet ohne Pfarrer, wurde die Asche ins kleine Grab geschüttet. Die Bäume rauschten im kalten Frühlingswind, Vogelgezwitscher übertönte das Vaterunser.
Mich hat das sehr traurig gemacht. Wenn jemand mit 86 Jahren stirbt und es niemanden interessiert – wie einsam muss dieser Mann gewesen sein! Warum war er so, wie er gewesen ist? Welche Biografie hat dieser Mann hinterlassen? Hatte sein Leben nur den Sinn, vergessen zu werden?
Wir müssen alle irgendwann unsere allerletzte Reise antreten, unausweichlich. Das Leben findet vor dem Tod statt, aber mit dem Tod ist es nicht vorbei. Es gibt ein Leben nach dem Tod, und wir entscheiden im Hier und Heute, wo wir die Ewigkeit verbringen werden. Jesus hat gesagt: »Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt« (Johannes 11,25). Das Vertrauen in das, was Jesus für uns getan hat im Sterben für unsere Sünden, bringt uns in den Genuss des ewigen Lebens. Nicht ein gutes oder schlechtes Leben, auch keine guten Werke helfen dabei, sondern ein schlichtes »Oh Gott, sei mir, dem Sünder, gnädig!« Peter Lüling