Diesem Sprichwort muss jeder zustimmen. Es ist eine Erfahrung, die das Leben bestätigt. Eigentlich müsste das doch anders sein. Alte Leute haben manche negativen Ereignisse gesehen oder selbst durchstehen müssen; das wären doch die besten Voraussetzungen, um selbst vor Schaden bewahrt zu werden und anderen in ähnlichen Situationen Hilfe sein zu können. Nein, auch ein alter Mensch ist nicht von sich aus weise, und durch Schaden wird man nicht automatisch klug.
In dem Bibelabschnitt, dem der oben stehende Vers entnommen ist, haben drei würdige Männer mit ihrem Freund Hiob gestritten und diskutiert. Sie haben sicher viel Richtiges gesagt, aber in ihrem Urteil lagen sie völlig schief. Hiob hatte in ganz kurzer Zeit seine Kinder und sein gesamtes Vermögen verloren; sein Gesundheitszustand war erbärmlich und er rang mit der Frage, warum Gott das über ihn hatte hereinbrechen lassen, obgleich er bis dahin ein Gott wohlgefälliges Leben geführt hatte. Die einhellige Ansicht der greisen Männer war, Hiobs Ergehen sei eindeutig Strafe Gottes. Und das war falsch! Sie mussten sich korrigieren lassen. Gottes Handeln mit den Menschen hat immer nur das eine Ziel: Er möchte jeden durch die Umstände des Lebens bewegen, sein persönliches Verhältnis zu ihm zu überprüfen. Seine Wege sind Wege der Erziehung, die uns dahin bringen sollen, diesen Gott anzurufen und seine Hilfe zu erbitten.
Dies zu erkennen ist keine Frage des Alters. Gott will den ihm zustehenden Platz in unserem Leben einnehmen – ob wir jung oder alt sind. Günther Kausemann