Montag, 15. September 2003

Leitvers

Nicht allein von Brot soll der Mensch leben,
sondern von jedem Wort Gottes.

Lukas 4,4

Erziehung

Leseunlust – Deutschland unter dem Pisa-Schock

Im Sommer 2000 gab es in manchen Gegenden ein üppiges Angebot  an Heidelbeeren. Die meisten Leute haben das nicht mitbekommen, weil diese herrlichen Früchte nicht bei den Gemüsehändlern angeboten wurden, sondern unscheinbar an den Zweigen kleiner Sträucher im Wald hingen. Pflücken taten nur die Kenner. Sie wissen, wie gut Heidelbeeren schmecken, dass sich also das mühselige Pflücken lohnt. Im Deutschen »sammeln« wir Beeren oder wir »lesen« sie. Der ursprüngliche Sinn von »lesen« ist im Wort »Weinlese« noch gegenwärtig. Sonst aber verstehen wir heute unter »lesen« nicht mehr das Sammeln von Beeren.
Wenn unsere Vorfahren dieses Wort für das Verstehen von Texten gewählt haben, können wir davon ausgehen, dass sie eine Parallele sahen zwischen dem, was sie zur Zeit der Beerenreife und beim Aufnehmen von Geschriebenem taten. Das eine wie das andere ist ein beschwerliches Geschäft. Doch lohnt sich beides.
Wenn Lesen heute nicht mehr so beliebt ist, hat es etwas mit der Mühseligkeit des Sammelns zu tun. Anstrengung ist nicht sehr beliebt. »Anstrengungskultur« ist nicht das, was die Mitte der aktuellen deutschen Pädagogik ausmacht. Es ist eher die »Spaßgesellschaft«, die weitgehend das Geschehen in unseren Schulen bestimmt. In der Bibel hat es schon immer etwas gegolten, sich zu mühen und anzustrengen. Ein Beispiel liefert uns die Geschichte Israels auf dem Zug durch die Wüste. Gott gab Israel das Man, damit das Volk nicht verhungerte. Doch jeder Israelit musste jeden Tag sammeln gehen, sich bücken und auflesen, musste sich anstrengen. Auch wir sollen sammeln, »lesen« und zwar das Wort Gottes; das sichert unser inneres Überleben. Karl-Otto Herhaus
Frage
Gibt es Gedrucktes, was mir Lebenshilfe bietet? Was ist es?
Tipp
Freiraum zum Lesen der Bibel muss manchmal erkämpft werden.
Bibellese
Josua 1,1-9

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