»Jetzt oder nie!«, so wird der blinde Bettler vor dem Stadttor von Jericho gedacht haben, als er hörte, Jesus von Nazareth käme dorthin. »Wenn einer mir helfen kann, dann ist er es«, sagte er sich, und so saß er und lauschte aufmerksam. Als er dann die Schritte und das Reden vieler Leute hörte, fing er gleich zu schreien an. Immer wieder rief er dasselbe.
Das fiel den Leuten, die den Zug anführten, auf die Nerven. Sie waren gerade so schön in Hochstimmung, weil sie doch den Wundertäter aus Nazareth nach Jerusalem begleiteten. Heute war ihr Tag. »Was werden die Jerusalemer für Augen machen, wenn wir ihn bringen!« Und nun dies elende Geschrei! »Hör doch endlich auf!« Aber der Blinde schwieg nicht, es war seine einzige Chance, geheilt zu werden, die wollte er sich auch nicht von diesen zornigen Leuten verderben lassen. Und dann kam der Herr und redete freundlich mit ihm und machte ihn gesund und sagte sogar, der Glaube des Blinden habe ihn geheilt.
Es muss für einen Blinden furchtbar schwer sein, sich gegen einen Haufen wütender Sehender durchzusetzen. Das tut nur einer, bei dem die Chance seines Lebens auf dem Spiel steht. Auch für Sie geht es darum, zu begreifen, dass Christus vielleicht das letzte Mal freundlich an Ihnen vorübergeht, um sie vom ewigen Untergang zu retten. Damals war es so, denn der Herr Jesus Christus wurde in Jerusalem gekreuzigt. Es war die letzte, vielleicht einzige Chance der Heilung für diesen Blinden - aber er ergriff sie. Heute noch bietet der Herr Gnade und Vergebung an. Keiner sollte achtlos daran vorübergehen oder sich vom Drohen und Spotten der Mitmenschen aufhalten lassen.
Hermann Grabe