Mit der Zeit ist es eine seltsame Sache. Sie scheint sich in ihrer Dauer ständig zu verändern. Mal fliegt sie dahin, mal zieht sie sich endlos in die Länge. Nie vergeht die Zeit langsamer, als wenn wir auf etwas warten - wie kann das sein? Warum haben wir diesen Eindruck, obwohl wir doch eigentlich wissen, dass eine Stunde immer 60 Minuten dauert?
Soziologen haben ein wissenschaftliches Interesse an dieser Frage. Einer ihrer Vertreter, Rainer Paris, erklärte die »Zentralität der Zeit« zum entscheidenden Charakteristikum des Wartens. In keinem anderen Zustand haben wir ein so starkes Bewusstsein für die Zeit wie während des Wartens. Das Warten trennt uns erbarmungslos von einem Ereignis, mit dem wir eine bestimmte Hoffnung verbinden. Ein entspanntes Wochenende, ein freudiges Wiedersehen oder der hart erarbeitete Sommerurlaub. Warten ist immer zielgerichtet und irgendwann zumindest für eine kurze Weile vorbei.
In der Bibel können wir von einem Mann lesen, der sein ganzes Leben lang auf eine Person wartete, so wie vor ihm schon Generationen von Menschen. Sie setzten all ihre Hoffnung auf das Erscheinen eines Mannes. Sie hofften darauf, dass es stimmte, was sie gehört hatten: Es wird jemand kommen, der euch wieder eine ungestörte Verbindung mit Gott ermöglichen wird. Jemand, der euch davor retten wird, dass ihr wegen eurer bösen Gedanken, Taten und Worte für immer von Gott getrennt seid. Jemand, der euch Leben im Überfluss geben wird. - Und Simeon, ein alter Mann, erlebte, wie sich seine größte Hoffnung erfüllte: Er begegnete dem Trost Israels - Jesus Christus. Sein Warten hatte sich gelohnt, während unsere Hoffnungen sich leider manchmal als Enttäuschungen entpuppen. Janina Porten