Ich will dich unterweisen und dich den Weg lehren, den du wandeln sollst; mein Auge auf dich richtend, will ich dir raten.
Psalm 32,8
Jährlich machen sich mutige Männer auf, um über den zugefrorenen Baikalsee zu wandern. In der Regel übernachtet man bei dieser Wanderung mindestens einmal direkt auf dem See. Wenn man jedoch das Ziel aus den Augen verliert, können es auch schon mal zwei Nächte werden. Zu Beginn der Wanderung wird die Gruppe darauf hingewiesen, dass das Ziel eine Felsformation auf der anderen Seite des Sees ist, die man nach einer bestimmten Zeit mit dem bloßen Auge gut erkennen kann. Proviant und Ausrüstung werden auf einem Schlitten geschoben. Der Schlittenschieber geht voran - jeder muss mal schieben.
Es kommt jedoch häufig vor, dass der Vordermann - sich auf den Schlitten stützend - wegen Ermüdung seinen Kopf hängen lässt und dann das Ziel aus dem Blick verliert. Dadurch kommt dann die ganze Gruppe vom Kurs ab. Erst wenn der Schlittenschieber sein Abweichen bemerkt und den Kurs entsprechend korrigiert, ist man wieder auf der richtigen Spur. Geschieht das häufiger, führt das nicht selten zu Spannungen zwischen den Männern.
Schlimmer als eine solche kurzzeitige Kursabweichung ist allerdings, wenn man gar kein Ziel vor Augen hat. Der römische Philosoph Lucius A. Seneca hat einmal einen Menschen, der sich ohne Ziel auf seine Lebensreise begibt, wie folgt beschrieben: »Dem Schiff, das nicht weiß, wo es hinwill, ist kein Wind günstig.« So sind manche in ihrem Leben orientierungslos unterwegs und landen am Ende dort, wo sie gar nicht hinwollten. Doch Gott will uns den Weg lehren, den wir gehen sollen, wie unser Tagesvers sagt. Und dieser Weg hat ein klares Ziel: Bei Gott sollen wir ankommen und uns für ewig seiner Gegenwart und Fürsorge erfreuen. Wer sich an ihm orientiert, ist auf richtigem Kurs.
Rudi Löwen