Florence Nightingale (1820-1910) wuchs auf der Sonnenseite des Lebens auf. Als Tochter einer wohlhabenden englischen Familie wurde sie durch Privatlehrer ausgebildet und in die High Society eingeführt.
Florence aber konnte diesem behüteten Dasein keinen tieferen Sinn abgewinnen. Schon bald traf sie den Entschluss, das behütende Elternhaus gegen eine Tätigkeit in einem Hospital einzutauschen. Mit dem Hinweis, sie zur Lady, keinesfalls jedoch zur Dienerin erzogen zu haben, versuchten die Eltern, Florence von ihrem Vorhaben abzubringen. Schließlich aber gestatteten sie ihr schweren Herzens die Ausbildung zur Krankenschwester. Wie Florence kurz darauf nach Hause schrieb, hatte sie in der Hilfe an Kranken und Bedürftigen endlich den Sinn ihres Lebens gefunden.
Als 1853 der Krimkrieg ausbrach, berichteten englische Zeitungen von den katastrophalen medizinischen Bedingungen in den Feldlazaretten. Mit einer Gruppe von 34 Krankenschwestern wurde Florence Nightingale auf die Krim geschickt. In unermüdlichem Einsatz sorgte sie innerhalb eines halben Jahres für ein funktionierendes Krankenhaus. Die Sterblichkeitsrate unter den Soldaten fiel von 42% auf 11%. Selbst als man die inzwischen zur Heldin gewordene Krankenschwester nach England zurückschicken wollte, blieb sie bei den Verwundeten, um ihnen so lange zu dienen, wie es nötig sei.
Florence Nightingale, eine überzeugte Christin, sah sich selbstbescheiden nur als Nachfolgerin Jesu, der auch alle Sicherheiten und Reichtümer bereitwillig hinter sich gelassen hatte, um durch sein Leben und Sterben den gottfernen Menschen zu helfen und zu dienen. Martin von der Mühlen