Mittwoch, 16. Oktober 2002

Leitvers

Werdet nicht viele Lehrer, … da ihr wisst,
dass wir ein schwereres Urteil empfangen werden,
denn wir alle straucheln oft.

Jakobus 3,1

Zeitzeichen

Günter Grass – der Trommler auf der Kanzel 

Der Rat des Apostels richtet sich zunächst an seine christlichen Brüder und Schwestern. Doch jeder, ob er nun Christ ist oder nicht, weiß, dass man strenger beurteilt wird, wenn man anfängt, andere zu belehren. Es wäre zu wünschen gewesen, Günter Grass, der am 16. Oktober 1927 geboren wurde, hätte diesen Spruch vor dreißig Jahren unter seinen Geburtstagskarten gefunden. Mancher Ärger wäre ihm erspart geblieben.
Es war ein Ereignis sondergleichen, als Grass’ »Blechtrommel« 1959 erschien. Durch ihn galt die deutsche Literatur wieder etwas in der Welt. Von da an konnte er schreiben, was er wollte, alles wurde gekauft und der Autor bekam im kulturellen Leben der Deutschen eine Position, die er mit niemandem teilen musste. Grass nutzte bald seinen Ruhm, um ein Lehrer der Deutschen zu sein. Das bekam einigen seiner Bücher jedoch schlecht. Sie fielen bei der Kritik durch. Die Lehrerrolle wurde ihm aber auch deshalb nicht abgenommen, weil sein Ruhm auf einem fragwürdigen Boden erwachsen war. Gerade seine frühen Werke hatten Aufsehen erregt, weil sie in Bezug auf die Darstellung sexueller Handlungen Tabus brachen. Solche Autoren werden – wie Grass – bejubelt und gefeiert. Wenn sie aber zum Katheder schreiten, um ihr Publikum zu unterweisen, werden sie die Erfahrung machen, dass man ihnen vielleicht noch zuhört, sie jedoch nicht ernst nimmt. So ist auch Günter Grass für Deutschland keine wirkliche moralische Autorität geworden. Wir sind nicht Günter Grass; aber auch wir müssen unseren Kindern und auch unseren übrigen Mitmenschen gegenüber glaubwürdig und nicht fragwürdig sein, wenn wir etwas Gutes bei ihnen bewirken wollen. Karl-Otto Herhaus
Frage
Was halten Ihre Kinder von Ihrer moralischen Autorität?
Tipp
Gott um Aufrichtigkeit bitten.
Bibellese
Jakobus 3,1-12

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