Warum passt Gott nicht besser für seine Leute auf? Könnte er nicht leicht alle Schwierigkeiten verhindern oder beseitigen? Das wäre doch eine Kleinigkeit für ihn. So denken viele Leute.
Unser Tagesspruch verrät uns, warum Gott es immer wieder für nötig hält, uns an die kurze Leine zu nehmen, unser Selbstvertrauen zu erschüttern und die ohne ihn errichteten Gebäude umzustürzen.
Er will uns am Ende wohltun. Ja, aber könnte er das denn nicht auch, wenn er es uns hier auf Erden immer vergnüglich machte? Wer so redet, verrät, wie wenig er von der hohen Berufung des Menschen versteht. Wir sollen uns nämlich nicht in dem Sinn wohlfühlen, wie es gesunde Tiere in einem gut geführten Zoo tun, sondern etwas von dem Wesen unseres Schöpfers begreifen.
Am Anfang sagte Gott nämlich, er wolle Menschen schaffen, Wesen, die ihm gleich sind. Das gilt natürlich nicht für seine göttliche Größe und Allmacht, wohl aber dafür, dass wir ihn verstehen und Gemeinschaft mit ihm haben können. Das Glück, das Gott für die Gläubigen vorgesehen hat, liegt darin, ihn zu erkennen, wie er ist. Und weil er heilig ist, müssen wir auch heilig werden, sonst verstehen wir ihn nie. Darum will er die Glaubenden von allem losmachen, was sie hindert, ihm ähnlicher zu werden; deswegen führt er uns manchmal sehr drastisch vor Augen, wie verdorben und unheilig die Welt um uns her und wir selbst oft sind.
Einmal werden wir ihm für alles Schwere danken und begreifen, dass es nur dazu dienen sollte, damit Gott uns am Ende in einer jetzt noch gar nicht fassbaren Großartigkeit wohltun kann. Das ist sein letztes Ziel mit seinen Leuten.
Hermann Grabe