»Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen«, fordert Aschenputtel im gleichnamigen Märchen die Tauben auf. Damit sind Erbsen gemeint; die einen hier und die anderen da hinein. Kennen wir das nicht aus unserem Leben? Wir sind immer eifrig dabei, ein schnelles Urteil zu fällen und alles in bestimmte Schubladen oder Kästen zu stecken. Aber dabei handelt es sich nicht um Erbsen, um Spielzeug oder andere Dinge, sondern um Mitmenschen. Besonders schlimm ist, wenn sich dieses Denkmuster auf unseren Umgang miteinander überträgt. Dann gibt es nicht nur gute und schlechte Menschen, sondern auch gute und böse Staaten sowie eine »Achse des Guten« und »des Bösen«. So jedenfalls wird es proklamiert.
Ein aufrichtiger Mensch merkt schon von Kindesbeinen an, dass in jedem von uns beides – nämlich Gut wie Böse – steckt. Paulus gibt im 12. Kapitel des Römerbriefes dazu den Ratschlag: »Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit dem Guten.« Mich selbst überwinden – das kostet einiges.
Ich erinnere mich noch gut an den ersten Sprung vom Ein-Meter-Brett. Welche Überwindung kostete mich das! Aber noch schwieriger wurde es dann später, mich offen für Fehler, Ausreden und Versäumnisse zu entschuldigen. Doch wo ich es dann tat, wurde der Mut zur Selbstüberwindung mit einer neuen Freiheit und Freude belohnt. Mich selbst überwinden – da passiert etwas mit mir! Ich verändere mich und darf den einen entdecken, der allein mir dabei helfen kann und der in seiner Liebe zu uns Menschen niemanden ausgrenzt oder in Schubladen sortiert, sondern sogar für unsere Selbstgerechtigkeit, unseren Egoismus und unser Misstrauen ans Kreuz gegangen ist. Christus ist der Überwinder – auch in mir. Karl-Heinz Gries