Heute vor 80 Jahren wurde in Lyck im masurischen Ostpreußen der Schriftsteller Siegfried Lenz geboren. Er wurde durch Zeitnähe und seine eingängige schlichte Erzählweise zu einem der beliebtesten Autoren der Nachkriegszeit. Beschwor er auf der einen Seite seine verlorene Heimat herauf (»So zärtlich war Suleyken«), so sieht er sich andererseits auch als »Mitwisser von Rechtlosigkeit, von Hunger und Verfolgung«, der die Probleme der Zeit anzusprechen hat. In »Deutschstunde« (1968), seinem erfolgreichsten Roman, stellt er z.B. die Pervertierung der Pflichterfüllung ins Unmenschliche dar, wenn ein Polizist seinen mit Malverbot belegten Freund bespitzelt und anzeigt, weil der heimlich weitermalt.
In »Heimatmuseum« (1978) leidet der Gründer und Besitzer eines masurischen Heimatmuseums darunter, dass politische »Wendehälse« nicht aufhören, seine Schöpfung für ihre jeweiligen Zwecke zu missbrauchen. Lösungen zeigt Lenz nicht auf, ist doch die Ratlosigkeit des modernen Menschen ein wichtiges Thema für ihn.
Wie sollte er auch! Denn die ungerechte Menschheit bleibt sich immer gleich; »das Leben ist hart und ungerecht«, besagt eine Redensart; die Härte allein wäre gewiss besser zu ertragen, wenn nicht noch die Ungerechtigkeit hinzukäme. Der einzige Ausweg, bei Gott Gerechtigkeit zu suchen, wird in der Literatur kaum erwähnt. Und doch wird sich die Gerechtigkeit, die sich ein Mensch im Glauben an Jesus Christus vor Gott erwirbt, auch auf sein Verhalten gegenüber seinen Zeitgenossen auswirken. Das wäre ein Erfolg im kleinen persönlichen Umfeld und auch schon ein Hinweis auf die Zeit, wenn Jesus Christus einmal auf der Erde herrschen und umfassende Gerechtigkeit herstellen wird. Gerhard Jordy