Die Renaissance (zu deutsch: Wiedergeburt) zeichnete sich dadurch aus, dass der Mensch im Mittelpunkt allen Interesses stand. Der Mensch, die Krone der Schöpfung, war der Maßstab aller Dinge. Die Künstler dieser Kulturepoche stellten den Menschen quasi als das vollkommenste und edelste Geschöpf dar. Makellos! Der Mensch, der keiner Erlösung bedarf. So betrachtet bekommt das Isenheimer Altarbild von dem deutschen Maler Matthias Grünewald (1460 – 1528) eine besondere Bedeutung. Im Zentrum des bekannten Gemäldes steht der Mensch Jesus Christus; und zwar als der Gekreuzigte. All sein Können hat der Künstler in die Darstellung des geschundenen Leibes hineingelegt. Wir sehen einen ausgemergelten Körper an ein kantiges Holz genagelt. Über und über ist dieser Leib mit Stacheln der vorausgegangenen Geißelung bespickt. Die Haut ist blutentleert. Die Hände und Füße sind mit mächtigen Nägeln durchbohrt, die dürren Finger verkrampft nach oben gestreckt. Das dorngekrönte Haupt – leidverzerrt, erschöpft – hat sich nach unten geneigt.
»Siehe, der Mensch!« – Hier erfahren wir Gottes Sicht über den Menschen, die ganz anders ist, als man allgemein annahm und noch heute annimmt. Grünewald zeigt uns aber auch, was es für Gott bedeutete, Mensch zu werden. Der Schöpfer kam als Mensch auf diese Erde, um wie ein Lamm für unsere Sünden geschlachtet zu werden. Dadurch erst erfahren wir eine wirkliche »Renaissance« – eine Wiedergeburt. Durch das Erlösungswerk Jesu Christi kann ein sündiger, verlorener Mensch völlig erneuert werden – auch heute noch. Wer die Vergebung in Anspruch nimmt und zu seinem Erlöser umkehrt, erlebt diesen Augenblick wie eine neue Geburt. Andreas Möck