Gestern hörten wir, dass Segelschiffmatrosen gut daran tun, sich mit einer Hand festzuhalten und mit der anderen die notwendigen Arbeiten zu verrichten. Es wäre ein Zeichen von Leichtsinn und Unerfahrenheit, wenn sie die Haltetaue überall für überflüssig hielten oder nur als Hilfen für Feiglinge betrachten würden.
Uns »Landratten« kann auch schnell der Gedanke kommen, es sei doch reichlich wenig, was man mit einer Hand fertigbekommt. Und heute, wo möglichst alles schneller und besser gemacht werden soll, ist solch ein Denken weiter verbreitet als in früheren Zeiten.
Dieses Denken hat sich auch in unseren Kirchen breit gemacht, und zwar in der Form, dass man denkt, es komme vor allem auf praktische Hilfen für die Notleidenden an. Und in gewisser Weise ist das auch richtig; denn wenn der Magen knurrt, kann man schlecht bei einer Predigt zuhören.
So schickt man heute gern Brunnenbauer, Ärzte, Krankenschwestern und Lehrer in die »Dritte Welt«, weil man meint, dadurch dem Elend besser begegnen zu können als mit dem Anliegen der Missionare.
Immer mehr stellt sich aber heraus, dass man all dies besser nur »mit einer Hand« tut, um mit der anderen die Botschaft von Gottes heilbringender Gnade zu predigen. Erst wenn die Menschen begreifen, dass es Gott nicht nur um unser irdisches Wohlergehen geht, sondern dass er uns an Leib und Seele heilen will, erst dann können wir ihnen nachhaltig helfen.
Gott hat alle Menschen so lieb, dass er seinen Sohn ihretwegen sterben ließ. Erst wenn sie das verstehen und annehmen, können sie getrost und zuversichtlich in die Zukunft blicken und auch ihre irdische Lage durch Tatkraft und Zielstrebigkeit verbessern. Hans-Peter Grabe