So dachte Jutta, und eröffnete kurzerhand eine Boutique. Hundertfach war sie als Kundin in Modeläden gewesen. Beim Diskutieren über aktuelle Trends hatte sie einen gewissen Modeinstinkt bei sich entdeckt. Auch Kenntnisse über Textilmaterialien, über Verarbeitung, Pflege- und Trageeigenschaften wuchsen.
Vielleicht war dies ein Bereich, der ihr Erfüllung geben kann. Ein Besuch bei der Hausbank endete eher ernüchternd. Fragen nach Eigenkapital und Berufserfahrung konnten nicht befriedigend beantwortet werden. Ein Darlehenswunsch wurde mit dem Hinweis auf neue, europaweite Vorschriften (»Basel II«) abgelehnt.
Dennoch fand Jutta eine Modefirma, die gegen Lieferantenkredit eine Vollkollektion lieferte. Dann - verträumtes Zugreifen beim erstbesten Ladenlokal. Anfangs gab es viele Neugierbesuche aus dem Bekanntenkreis, dann aber nur noch Sorgen wegen mangelndem Umsatz und hoher Festkosten, schließlich den Absturz in die Insolvenz.
Gut wäre vielleicht gewesen, einige Jahre als Verkäuferin in einer Branche tätig zu sein und sich kaufmännisches Wissen anzueignen.
Ich habe im Berufsleben als Selbständiger erfahren, dass ich mit Jesus Christus einen guten Berater »mit im Boot« habe. Er ist kein Umsatzgarant, aber ein Steuermann, der immer wieder an das eigentliche Ziel des Lebens erinnert und gute Wege dahin zeigt. Ich habe erlebt, dass die Wertvorstellungen Gottes auch für das Geschäftsleben richtig und sinnvoll sind. Sie führen zu vorsichtigem Verhalten. Sie öffnen den Blick für die Mitarbeiter und verhelfen zu Nüchternheit in Zeiten der allgemeinen Euphorie und der möglichen Selbstüberschätzung. Klaus Spieker