Er sieht einladend aus, der Strand. Da kann man Urlaub machen und das Leben genießen. Dazu jedenfalls laden die sechs aneinander gereihten Liegestühle auf der Plakatwand ein. Spätestens nachdem ich die Kreuze gesehen habe, die man so fein säuberlich markiert nur auf dem Lottoschein sieht, wird mir klar, worum es geht: Um das Glück, dem jeden Samstag und auch mittwochs Millionen nachrennen, möglichst mit »sechs Richtigen«. Und darunter dann dieser verheißungsvolle Satz: Nächste Woche du! Ein Versprechen, für dessen Einlösung sich natürlich niemand verbürgt, das aber trotzdem seine Wirkung nicht verfehlt. Denn jeder, der mitspielt, hofft, dass auch ihm die Glücksgöttin einmal ihre Huld erteilen wird.
Das Lottospiel repräsentiert wie kein anderes Glücksspiel die Sehnsucht nach einem besseren Leben, nach Unabhängigkeit, nach Wohlstand, nach blanker Lebenslust und der Möglichkeit, sich alle Wünsche erfüllen zu können. Und das entscheidende Mittel dazu ist das Geld. Millionen setzen jede Woche neu ihre ganze Hoffnung darauf.
Unser Tagesvers spricht von einer Hoffnung, die sich auf etwas ganz anderes gründet. Nur wenige entdecken dieses Glück: So vertraut mit Gott zu sein, wie man es sich sonst nur mit einem Menschen vorstellen kann, den man innig liebt. Kennen Sie dieses Gefühl: Mit der Liebe und dem Geliebtwerden alles gefunden zu haben und zufrieden und glücklich zu sein? So kann man Gott kennen und das nicht nur für eine begrenzte Zeit, sondern für immer und ewig. Dann sind all das Geld und die damit verbundenen Wünsche nicht mehr so wichtig. Dann wird plötzlich wichtig, wie man anderen Liebe erweisen kann.
Joachim Pletsch