Montag morgen – miese Stimmung im Geschäft. Das Wochenende war viel zu kurz und der Tank für die neue Woche nur halb gefüllt. Wie gut täte jetzt ein aufmunterndes Wort, ein bisschen Humor oder auch nur eine nette Geste! Aber statt eines Lobes bekommt die Kollegin nur Kritik. Kaum ist der Chef wieder draußen, entlädt sich bei ihr der Frust: »Warum sieht er immer nur die negativen Dinge und nicht die positiven? Das Gute ist für ihn so selbstverständlich, dass er es gar nicht beachtet. Und das scheinbar Schlechte kann er nur so einfach kritisieren, weil er sich gar nicht in die Problematik hineingedacht hat! Mir stinkt’s!« Die nächste halbe Stunde ist total unproduktiv. Man schmollt vor sich hin, kaut selbstmitleidig auf dem Bleistift herum und diskutiert miteinander. Ich sage ihr: »Der Chef verhält sich nicht besonders klug. Wenn ich ermutigt werde, bin ich hinterher viel leistungsfähiger. Er sollte erst das Positive sehen, bevor er meckert.«
Das war zwar richtig, was ich gesagt habe, trotzdem verspüre ich innerlich einen Druck. Müsste ich das nicht eigentlich dem Chef sagen? Was ist mit dem Prinzip, nur das über andere zu reden, was ihnen hilft oder was auch in ihrer Gegenwart gesagt werden könnte (Lukas 12,2-3)? – Ich bin froh, als sich eine günstige Gelegenheit ergibt, bei meinem Chef vorzusprechen, und er ist sogar dankbar.
Christen wissen, wie leicht man in dem Bemühen Trost zu spenden, Gräben verbreitern und Mauern aufrichten kann. Statt dessen sind wir berufen, »im Licht zu wandeln«. D.h. gerecht zu urteilen und Frieden zu stiften, wie der Herr Jesus Christus es von uns haben will. Thomas Pommer