»Depressionen sind ein sehr starkes Verlangen nach etwas, von dem man nicht weiß, was es ist«. So ähnlich schrieb die Schriftstellerin Friederike Mayröcker.
Obwohl ich mich keinesfalls mit den Fachleuten in einen Disput einlassen will, sage ich gleich, dass diese persönliche Meinung der Schriftstellerin nicht die einzige Ursache von Depressionen sein wird. Aber immerhin kann auch ich verstehen, dass es einen Menschen tief traurig machen und stark beunruhigen kann, wenn er eine unstillbare Sehnsucht, sozusagen ein seelisches Vakuum, in sich feststellt. Und ganz schlimm wird es dadurch, dass man weder weiß, was es eigentlich ist, noch was man tun kann oder muss, um diese Sehnsucht zu stillen.
Ich meine, es war der Kirchenvater Augustinus, der gesagt hat, dass in jedem Menschenherzen eine Leere von solcher Gestalt ist, die nur Gott völlig ausfüllen kann.
Die meisten Menschen erleben diese Leere nicht als Depression, und doch werden auch sie dadurch so stark beunruhigt, dass sie alles Mögliche versuchen, sie auszufüllen, oder zumindest alles zu tun, was ihnen hilft, diese Leere nicht empfinden zu müssen.
Davon lebt die Medienindustrie und verdient jährlich Milliarden damit. Darum muss auch das Fernsehen den ganzen Tag über laufen, oder man vertreibt mit dem Knopf im Ohr die fürchterliche Stille, die dem Herzen Fragen stellt, deren Antworten man fürchtet.
Aber weil diese Haltung so klug ist wie die, auf den Gleisen stehen zu bleiben, wenn ein Zug kommt, möchten wir doch Mut machen, der Frage nach Gott nicht länger auszuweichen. Er ist viel barmherziger als die meisten Menschen meinen, wenn wir nur ehrlich zu ihm kommen. Silvia Lammers