Haben Sie schon einmal einer Porzellanmalerin zugeschaut, wenn sie einen Teller in Arbeit hat? Alles ist auf Sauberkeit, Gleichmäßigkeit und Akkuratesse angelegt. Es wird auch nicht alles auf einmal geschafft, man muss sorgfältig Schicht auf Schicht die Farbe aufbringen, bis der richtige Ton getroffen ist. Eins der wichtigsten Werkzeuge dieser Leute ist der Kratzer, mit dem sie falsche Linien, über den Rand gemalte Flächen und alle Unsauberkeiten entfernen. Wird irgendein Fehler im Muster oder ein Fleck übersehen und der Fehler kommt in den Brennofen, so schmilzt die Farbe in der Hitze und verbindet sich mit der Glasur. Der Fehler ist dann irreparabel geworden.
Auch Gott hat uns Christen in Arbeit wie einen Porzellanteller. Er will uns zu etwas machen, was ihm Ehre bereitet, und da ist viel zu tun. Neue Denkweisen und Einsichten müssen nach und nach angebahnt und viel Verkehrtes und alle Unreinheiten entfernt werden. Das ist ein lebenslanges Werk.
Mancher fragt vielleicht, warum Gott nicht alles ruck-zuck in Ordnung bringt; er hat doch die ganze Welt durch sein Wort ins Dasein gerufen.
Die Sache ist die, dass Gott nicht ohne uns etwas tun will. Erst wenn wir seine Vorstellungen aufgenommen und uns zur Mitarbeit bereit gefunden haben, tut er etwas. Beim nächsten Schritt ist es dasselbe. Je bereitwilliger wir sind, um so schneller geht’s voran. Deshalb gibt es reife Christen, die noch jung an Jahren sind und alte, an denen noch schrecklich viel »wegzukratzen« ist, wie bei einem Porzellanteller voller Farbspritzer. Wir tun uns also selbst einen Gefallen, wenn wir kooperativ sind.
Hermann Grabe