Resigniert sinken Freds Eltern in ihre Stühle. Sie sind wegen des rüpelhaften, gewalttätigen Verhaltens ihres Vierzehnjährigen in die Schule geladen worden. Betrübt erkenne ich im Verlauf des Gesprächs: Da ist keine Vertrauensbasis mehr, keine Gesprächsebene, kein Hören des Jungen auf seine Eltern, aber auch kein wirkliches Eingehen der Eltern auf ihren Sohn. Die Eltern-Kind-Beziehung ist geprägt von Aggression, Wut und hilfloser Trauer. Kein Einzelfall. Ich gewinne zunehmend den Eindruck, dass Eltern erst dann mit Erziehung – oder dem, was sie dafür halten – anfangen, wenn aus den lieben Kleinen heranwachsende Personen und Persönlichkeiten geworden sind. Oft ist zu entdecken, dass in der Familie nie eine »Gesprächskultur« geherrscht hat oder eingeübt wurde. Nie oder selten wurden Grenzen aufgezeigt, Standpunkte vertreten. Man ist die leichten Wege gegangen, hat sich nicht mit ihnen auseinandergesetzt. Statt Rat und Hilfe, Gebot und Anweisung (wie altmodisch!) zu geben, melden sich Eltern bei ihren Kindern ab: Das musst du selbst wissen! Du musst wissen, was du tust! Ach, mach doch, was du willst!
Gottes Wort weist Eltern und Kindern aber Verantwortung und Aufgaben zu: Eltern sollen erzieherisch handeln – Kinder sollen auf dieses Handeln eingehen (früher nannte man das gehorchen). Wie sollen Kinder das lernen, wenn sie ihre Eltern als Erzieher nicht erkennen können? Woher soll das rechte Verhalten kommen, wenn sie nicht früh dazu angehalten werden? Wenn sich Eltern ihrer Verantwortung zur Erziehung stellen, verspüren sie ihre eigene Unzulänglichkeit, doch sie können Gott um Weisheit und Einsicht bitten und im Vertrauen auf seine Hilfe sichere Schritte tun. Günter Dürr