Während der Regentschaft der Königin Victoria wurde England zu dem größten Weltreich, das diese Erde je gesehen hat. Ihre fähigsten Premierminister waren William Ewart Gladstone und Benjamin Disraeli.
Eine vornehme Engländerin hatte das Vergnügen, von beiden zum Diner eingeladen zu werden. Später erzählte sie: »Als ich bei Mr. Gladstone zu Gast war, kam ich unter den Eindruck, den klügsten Mann Großbritanniens getroffen zu haben. Doch als ich mit Mr. Disraeli dinierte, gab er mir das Gefühl, die klügste Frau des Weltreichs zu sein.«
Ob Mr. Disraeli nur ein kluger Politiker war, oder ob er sich von unserem Tagesvers leiten ließ, können wir nicht entscheiden. Mir jedenfalls gefällt sein Verhalten, weil ich weiß, wie gern ich selbst »groß rauskommen« möchte und dabei nichts als »nichtigen Ehrgeiz« zeige, wie unser Spruch sagt.Und solcher Ehrgeiz ist tatsächlich nichtig oder unsinnig, weil uns doch alles, was wir sind und haben, von Gott geschenkt wurde. Außerdem will Gott Demut belohnen. Wir verpassen also nichts, wenn wir anderen den Vortritt lassen und ihre Fähigkeiten loben, sie vor anderen in ein günstiges Licht setzen und ihnen helfen, ihre Fähigkeiten richtig zur Entfaltung zu bringen.
Natürlich gehört dazu, dass man wirklich an Gottes Verheißungen glaubt. Ohne diesen Glauben fühlt man sich von den Mitmenschen andauernd bedroht und sieht in ihnen Konkurrenten. Darum bauen solche Leute nicht nur eifrig an ihrem eigenen Denkmal, sondern möchten möglichst auch die Denkmäler der anderen zerstören. Dadurch verursachen sie Verletzungen und Feindschaften und verhindern ein gedeihliches Miteinander. Das sollte niemand wollen!
Hermann Grabe