... wenn du um Verständnis betest und um Einsicht flehst, wenn du sie suchst wie Silber und nach ihr forschst ..., dann wirst du die Furcht des HERRN verstehen und die Erkenntnis Gottes erlangen.
Sprüche 2,3-5
Neulich im Matheunterricht in der 6. Klasse ... Ich führe das Thema »Dezimalbrüche vergleichen und ordnen« ein. Dabei schreibe ich unterschiedliche Dezimalbrüche an die Tafel, und wir stimmen in der Klasse ab, welcher Dezimalbruch wohl größer ist. 1,99 oder 1,0100? Zugegeben, das kann etwas irreführend sein, aber genau das möchte ich für den Moment. Und wenn jemand unsicher ist, kann er sich einfach da melden, wo die meisten sich melden. So einfach ist das ... Und die Ergebnisse der Abschätzung sind interessant: Bei einer Abstimmung haben sogar 90 % (!) der Schüler für den falschen Dezimalbruch gestimmt! Wir erleben eine lebhafte Stunde (das ist leider nicht immer so). Als es ruhig in der Klasse ist und die Kinder das Tafelbild ins Heft übertragen, sage ich den Schülern: »Übrigens: Das ist ein gutes Beispiel dafür, dass nicht immer die Mehrheit recht hat!«
Das hat wenig mit Mathe zu tun, ist aber eine umso wichtigere Lektion. Ich wünsche mir, dass meine Schüler diese für ihr Leben beherzigen: Wahrheit ist nicht von der Mehrheit abhängig. Nur weil alle »rechts« sagen, heißt es noch nicht, dass rechts richtig ist.
Aber es ist eben einfacher, der Mehrheit hinterherzulaufen. Dann brauche ich mich nicht selbst auf die mühsame Suche nach der Wahrheit zu machen. »Wo komme ich her? Wo gehe ich hin? Viel zu kompliziert. Ich folge der Mehrheit - die wird schon recht haben!«
Bei Dezimalbrüchen ist es nicht so schlimm: Das falsche Urteil der 90 % war halb so wild - eher amüsant! Bei den wichtigeren Fragen des Lebens kann diese Abkürzung zu einem schlimmen Irrweg werden. Und dann ist es nicht mehr amüsant. Dann hört der Spaß auf! Daher, auch wenn die Wahrheitssuche mühsam ist, sollten wir uns auf den Weg machen!
Willi Dück