Heute vor fünf Jahren starb Simon Wiesenthal, der während der Nazizeit Jahre in Konzentrationslagern verbrachte, mehrfach vor dem Erschießen gerettet wurde und es sich nach seiner Befreiung aus dem KZ Mauthausen zur Aufgabe machte, die Täter des Holocausts zu suchen. Dabei war sein Grundsatz für die Täter: »Recht, nicht Rache!« In den Jahrzehnten seiner Tätigkeit gelang es ihm, 1.100 Nazi-Täter den Gerichten zu übergeben. So war Simon Wiesenthal auch an der Ergreifung von Adolf Eichmann beteiligt, der anschließend zum Tode verurteilt wurde. In seiner Heimat Österreich wurde er phasenweise allerdings angegriffen und 1982 sogar von Neonazis ein Attentat auf ihn verübt.
Die Tätigkeit von Simon Wiesenthal ist auf der einen Seite ein Zeichen dafür, dass der Mensch durch beharrliches Festhalten an seinen Zielen zu Erfolgen kommen an. Aber auf der anderen Seite zeigt es, dass der Wunsch nach Gerechtigkeit auf dieser Erde unerfüllbar bleibt. Zu viele Nazi-Täter konnten sich irdischer Gerichtsbarkeit entziehen.
Diese Chance haben Menschen vor Gott nicht. Jeder Mensch muss vor seinem Richterstuhl erscheinen. Und sein Gericht ist immer gerecht, was bei irdischen Gerichten längst nicht feststeht. Aber Gott geht es nicht vornehmlich um die Bestrafung des Menschen, sondern um seine Rettung. Er will nicht den Tod des Sünders, sondern dass er zu Gott umkehrt und lebt. Damit Gottes Gerechtigkeit aber erfüllt wird, hat er statt des schuldigen Menschen seinen Sohn gerichtet. Durch dessen Opfer können wir im Glauben mit Gott versöhnt werden. Dieser Weg ist aber auch der einzige, der zu diesem Ziel führt. Bernd Hüsken