Er wird sich erbarmen des Geringen und des Armen …
Psalm 72,13
Wir versuchen jedes Jahr, ein paar Tage mit einem Bus der Barmer Zeltmission in der Fußgängerzone unserer Stadt zu stehen. Der Bus hat eine Bücherecke, eine Sitzecke und sogar eine Kaffeebar. Draußen vor den Bus stellen wir Tische und Sonnenschirme auf, um ohne Stress dort sitzen und mit Passanten reden zu können. An einer Seite des Busses gibt es einen Büchertisch.
Ich hatte die Betreuung am Büchertisch übernommen, als sich eine Frau zögernd näherte und die Bücher betrachtete. Ich stand am anderen Ende des Büchertisches und ging zwei Schritte auf sie zu. Das waren wohl zwei Schritte zu viel, denn schnell entfernte sie sich wieder. Schade. Zehn Minuten später stand sie wieder da. Und wieder geschah das Gleiche. Diesmal jedoch hatten wir, bevor sie ging, ein schüchternes Lächeln getauscht. Doch es gab noch ein drittes Mal. Als ich mich nun langsam auf sie zubewegte, blieb sie diesmal stehen. Auf meine Frage, ob ich ihr helfen könne, begann sie in Tränen auszubrechen. Und dann brach es aus ihr heraus: Sie war vor Jahren aus einem Staat im Osten in ein Dorf in der Eifel gezogen und hatte dort geheiratet. Ihre Schwiegermutter war ihre liebste und einzige Bezugsperson gewesen. Nun war sie gestorben, und sie hatte keinen mehr!
Da stand ich nun und war gefordert. Denn ich hatte ja einen Grund, da zu stehen. So erzählte ich ihr von Jesus, der unsere Nähe sucht und der gestorben und auferstanden ist, um uns neues Leben zu schenken und bei uns zu sein und uns nie mehr zu verlassen. Er will uns einen Frieden und eine Geborgenheit schenken, die über unser Verstehen geht.
Wir haben fast eine Stunde miteinander geredet, und danach ging sie zuversichtlich und gefasst und, wie mir schien, mit ein wenig Hoffnung im Herzen weiter.
Bernd Grünewald