Eines Tages brachte ein Angehöriger des Gallastammes in Äthiopi-
en seine Tochter zu meinem Vater. An ihrem Bein hatte sie eine schwärende Wunde, auf die der Zauberer Löschkalk gestrichen und eine Blechdose festgebunden hatte. Nachdem das Bein ordnungsgemäß versorgt war, heilte es erstaunlich schnell und bald darauf kam der Vater und sagte: »Du hast mein Kind gesund gemacht, nun gib ihm auch ein Kleid!« Zunächst hielt mein Vater diese Forderung für eine Unverschämtheit; aber schnell besann er sich: Musste die schnelle Heilung auf den armen Mann nicht wie ein Wunder wirken, so dass ein Kleid dagegen als Bagatelle zu betrachten war?
Noch viele Jahre später erzählte mein Vater diese Geschichte immer wieder, wenn er den Inhalt des obigen Bibelverses deutlich machen wollte. Gott hat längst bewiesen, dass er allmächtig ist und dass er diese Allmacht zu unseren Gunsten einsetzt, weil er uns lieb hat.
Wenn Gott es fertigbringt, die an ihn Glaubenden von ihrer Schuld zu befreien und vom ewigen Verderben zu erretten, dann wird ihm auch sonst nichts unmöglich sein und er wird ihnen gern alles geben, was sie für dies und das zukünftige Leben nötig haben.
Dass unsere Vorstellungen von dem, was wir brauchen und was gut für uns wäre, oftmals nicht mit der Ansicht Gottes übereinstimmen, ist ein anderes Kapitel. Wie manches Gebet ist nicht erhört worden, weil Gott absehen konnte, dass eine Erhörung nicht gut für uns wäre. Wir sollten seine Einschätzung gern akzeptieren; denn er hat uns wirklich lieb und den vollen Durchblick hat er auch.
Hermann Grabe