»Wir haben dich gerufen. Gott! Wir haben nach dir gebrüllt, geweint, geflucht! Wo warst du da, lieber Gott? Wo bist du heute abend? Hast du dich von uns gewandt? Hast du dich ganz in deine schönen alten Kirchen eingemauert, Gott? Hörst du unsere Geschrei nicht durch die zerklirrten Fenster, Gott? Wo bist du?« So fragt Wolfgang Borchert in dem berühmten Heimkehrerdrama »Draußen vor der Tür«. Der deutsche Schriftsteller verstarb heute vor 55 Jahren in der Schweiz. In dem Schauspiel »Draußen vor der Tür« stellt Borchert vehement die Schuldfrage. Aber er bekommt keine Antwort. Sein »Gott« jammert nur: »Ich bin der Gott, an den keiner mehr glaubt. Und um den sich keiner mehr kümmert.« Bis er dann schließlich schweigt.
Doch hat sich Gott nicht in einer »schönen alten Kirche eingemauert«, wie Borchert ihm vorwirft. Im Gegenteil: Er ist uns in seinem Sohn Jesus Christus unendlich weit entgegengekommen. Er jammert auch nicht darüber, dass keiner mehr an ihn glaubt, sondern er bietet uns weiterhin Gemeinschaft mit ihm an, und zwar durch seinen Sohn.
Nach unserem Bibelvers steht der Herr Jesus Christus tatsächlich vor der Tür, und zwar vor der Tür des Herzens eines jeden einzelnen Menschen. Er steht dort aber nicht als einer, der nichts mehr auszurichten vermag, sondern als einer, der alles Heil und alle Lebensfülle und Gemeinschaft mit Gott bringen will und kann; aber er respektiert unsere Entscheidung. Wer ihn draußen stehen lässt, wird ihm einmal dafür Rechenschaft geben müssen. Wer ihn aber einlässt, der hat in dieser unheilvollen Welt das wahre Heil gefunden. Ralf Kaemper