»Mein Leipzig lob ich mir! Es ist ein klein Paris und bildet seine Leute.« Leipzig hat von seinem Ruf aus vergangenen Zeiten einiges herübergerettet in die Gegenwart. Weder Drittes Reich noch DDR haben ihn ruinieren können. Urkundlich das erste Mal am 20. Dezember 1015 erwähnt, hat Leipzig Grund, heute seinen 1000. Geburtstag zu feiern und darauf stolz zu sein. Denn es ist wesentlich durch den Fleiß und die Fähigkeiten seiner Handwerker und Kaufleute groß geworden, nicht durch besondere glückliche Umstände.
Auch für Kunst und Wissenschaft wurde die Messestadt eine erste Adresse, wobei der Aufenthalt Goethes – aus dessen »Faust« das Zitat stammt – mehr eine Randerscheinung darstellt. Viel bedeutender wurde die Stadt durch Johann Sebastian Bachs Arbeit als Thomaskantor. Seine Musik beschenkte die gesamte Christenheit mit einem gewaltigen Schatz. In ihr vereinen sich lebendiger Glaube und größte musikalische Vollendung. Zusammen mit dem Wirken Felix Mendelssohn-Bartholdys, auch er ein entschiedener Christ, erblühte Leipzig zu einem großartigen Zentrum der klassischen Musik. Ihre Kompositionen bewegen auch heute noch unsere Herzen und die vieler Christen in der ganzen Welt.
Wir wünschen der Stadt und den Einwohnern, dass sie sich anlässlich ihrer Gedenkfeiern nicht nur an die Noten dieser Komponisten erinnern, sondern auch an die Texte, zu denen die Noten geschrieben wurden. Die Kantaten, Oratorien und Choräle sind Früchten gleich. Sie sind an den Zweigen eines Baumes gewachsen, der aus dem Wort Gottes seine Nahrung bezieht, der Bibel. Sie tragen wie vieles andere bei zum Ruhm der tausendjährigen Stadt.
Karl-Otto Herhaus