Über die Stunden vor der Kreuzigung Jesu und die ersten drei Stunden am Kreuz berichten die Evangelien in über 400 Versen sehr ausführlich. Aber dann kamen die letzten drei Stunden, die von der sechsten bis zur neunten Stunde (12.00 bis 15.00 Uhr). Über diese Zeit gibt es nur ganze sechs Verse in der biblischen Berichterstattung.
Um 12.00 Uhr, zum höchsten Sonnenstand, wurde es schlagartig stockfinster. Kein Licht mehr im gesamten Umkreis des Horizonts. Mitternacht am Mittag. Was jetzt 180 Minuten lang geschah, blieb und bleibt dem Auge der Menschen verborgen. In den drei Stunden der Gottesfinsternis wurde der Sohn Gottes, der Sündlose, zum Sündenträger. Er wurde »für uns zur Sünde gemacht« (2. Korinther 5,21) und stellvertretend für alle Menschen von einem heiligen und gerechten Gott gerichtet.
Tausende von Jahren voller Sünden, die schon vergangen waren; Tausende von Jahren voller Sünden, die noch kommen würden. Alles wurde ihm angelastet, ihm auferlegt, alle unsere Lügen, unser Neid, unser Hass, unser Stehlen, unser Morden, Ehebrüche, Abtreibungen, Kindesmissbräuche, Gotteslästerungen und Götzendienereien samt der Gedanken- und Fantasiesünden aller Menschen aller Zeiten.
Aber Jesus, das Lamm Gottes, trug diese Last, trug das Gericht. Nach diesen drei Stunden, den schrecklichsten des Universums, erfüllte sein lauter Siegesruf das ganze Land: »Es ist vollbracht!« Die göttliche Gerichtsflut war vorüber. Jesus hatte dafür mit seinem Blut und Leben bezahlt. Über dem Kreuz Christi ging die ewige Sonne der Gnade und Vergebung Gottes auf. Ihre Strahlen der Liebe wollen jeden Menschen erfassen und erleuchten Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Martin von der Mühlen