Am 21. Oktober 1805 trafen die von Napoleon zur Eroberung Englands vereinten französischen und spanischen Flotten bei Trafalgar auf die englischen Seestreitkräfte unter dem Kommando von Admiral Horatio Nelson. Unmittelbar vor der Schlacht ließ Nelson an seine 27 Schiffe per Flaggensignal die Botschaft übermitteln: »England erwartet, dass jeder Mann seine Pflicht tut!«
Dieser Appell blieb nicht ohne Wirkung. Trotz ihrer zahlenmäßigen Unterlegenheit gingen die britischen Soldaten in treuer Gefolgschaft ihrem Admiral gegenüber in den Kampf. Schon bald zeichnete sich ihr Sieg ab. Gegen Ende der Schlacht entdeckte ein Scharfschütze von der Takelage eines französischen Schiffes aus Nelson. Er zielte und traf Nelson in die Schulter. Die Kugel durchschlug die Lunge und blieb in der Wirbelsäule hängen. Der sterbende Nelson wurde sofort unter Deck geschafft und dort an die Schiffswand gelehnt. Das letzte, was an sein Ohr drang, war der Jubel seiner Untergebenen, die den Sieg über Napoleons Flotte feierten. Mit den Worten: »Ich habe meine Pflicht getan, Gott sei Dank dafür!«, schloss er die Augen.
Für seine Männer war Nelson weniger Führer als vielmehr Vorbild, weil er alle eingeforderten Pflichten bis zu seinem Ende beispielhaft selber erbrachte und vorlebte. Wir befehligen zwar keine Flotten, aber es gibt genügend Menschen, die uns in unserem Christsein beobachten. Es wäre gut, wenn unsere frommen Worte von einem dazu passenden Verhalten unterstrichen würden, so dass wir für andere zu Vorbildern werden können – nicht, damit sie uns nachahmen, sondern damit sie dadurch selbst zu Christus finden. Martin von der Mühlen