Es ist herrlich, die Taten des Herrn zu erforschen. Das kann man auch ruhig auf den Wissenschaftler anwenden, der die Schöpfungswerke Gottes erforscht. Wer seine Schöpfung untersucht, lernt dadurch etwas von ihm selbst kennen: »Majestät und Pracht ist sein Tun.«
Die Schöpfung spricht uns von Gott, aber sie ist nicht selbst göttlich. Viele Heiden haben die Natur vergöttlicht oder als den Bereich göttlicher Mächte gesehen. Deshalb durften sie die Natur nicht analysieren oder manipulieren, so dass eine echte Naturwissenschaft unmöglich war. Die alten Ägypter weihten Priester, um Leichen zu balsamieren. Bis weit in das Mittelalter war es ein Sakrileg, Leichen zu sezieren. Erst in der Zeit der Renaissance wurde die so genannte »Entzauberung« der Natur vervollständigt und die Natur mehr zugänglich gemacht.
Die Reformatoren haben gut verstanden, dass nicht die Natur, sondern nur Gott heilig ist. Dadurch wurden Analyse und Beherrschung der Natur, und somit auch Technologie, erst möglich gemacht. Die Christen, die die moderne Naturwissenschaft gründeten, verstanden, dass es ein Vorrecht, ja, ein göttlicher Auftrag ist, die Schöpfungswerke Gottes zu erforschen. Dadurch wird nämlich nicht nur Gottes Allmacht verherrlicht, sondern auch das reiche Potential der Schöpfung zur Entfaltung gebracht. Erst dadurch kann der Mensch auch wirklich über Gottes Werke »herrschen« (1. Mose 1,28), allerdings nicht als souveräner Herr, sondern nur als Verwalter dessen, was Gott uns anvertraut hat. Willem J. Ouweneel