Lasst die Kinder zu mir kommen!
Lukas 18,16
Christoph von Schmid (1768–1854), Pfarrer und Schriftsteller, sah es als seine große Aufgabe an, Kindern die Bibel verständlich zu machen. 1798 verfasste er deshalb ein achtstrophiges Weihnachtsgedicht mit dem Titel »Kinder bei der Krippe«.
Die Entstehung des Liedes geht vermutlich auf die nachfolgende Begebenheit zurück: Bei einer adventlichen Ausstellung im Augsburger Gildehaus hatten bayrische Schnitzer ihre Werkstücke ausgestellt. Während eines Besuchs der Ausstellung blieb von Schmid bei einer Krippendarstellung stehen. Er griff dann die einzelnen Krippenfiguren nach und nach heraus und erzählte einer inzwischen versammelten Kinderschar in einfachen Worten die Geschichte jeder einzelnen Figur. Noch ganz unter dem Eindruck dieses besonderen Kindergottesdienstes, schrieb von Schmid später zu Hause das Gedicht »Kinder bei der Krippe«. In seinem Gedicht ist von Schmid allerdings nicht bei der Krippe stehen geblieben, sondern bezog das für ihn untrennbar mit der Krippe von Bethlehem verbundene Kreuz von Golgatha mit ein:
Ihr Kinderlein kommet, o kommet doch all! / Zur Krippe her kommet in Bethlehems Stall. / Und seht, was in dieser hochheiligen Nacht / der Vater im Himmel für Freude uns macht. Da liegt es – das Kindlein – auf Heu und auf Stroh; / Maria und Josef betrachten es froh; / die redlichen Hirten knien betend davor, / hoch oben schwebt jubelnd der Engelein Chor. O betet: Du liebes, Du göttliches Kind, / was leidest Du alles für unsere Sünd! / Ach hier in der Krippe schon Armut und Not, / am Kreuze dort gar noch den bitteren Tod. O beugt, wie die Hirten, anbetend die Knie, / erhebet die Hände und danket wie sie! / Stimmt freudig, ihr Kinder, wer wollt sich nicht freun, / stimmt freudig zum Jubel der Engel mit ein!
Martin von der Mühlen