Erziehung und Lebensklugheit können uns helfen, in den Augen von Verwandten und Kollegen sehr nett und umgänglich zu erscheinen. Und solange alles »im Rahmen bleibt«, mögen wir uns selbst auch für angenehme Zeitgenossen halten.
Kommen aber plötzlich harte Schläge durch Kränkungen und angetanes Unrecht, platzt der schöne »Lack« und zum Vorschein kommt eine meist selbstverliebte Seele, die sich wie ein in die Enge getriebenes Tier benimmt. Einige gehen wie Katzen zum Gegenangriff über, andere ergreifen das Hasenpanier, das heißt die Flucht Hals über Kopf, und wieder andere machen es dem sagenhaften Strauß nach, der den Kopf in den Sand steckt, oder die Menschen werden vor Angst körperlich krank.
Heute bemüht sich ein Heer von Seelsorgern und Therapeuten darum, die verwundeten Seelen zu kurieren, von denen es immer mehr gibt.
Gottes Therapievorschlag ist: Vergebt einander! Er kann diesen uns Menschen utopisch erscheinenden Rat geben, weil er selbst die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Kur geschaffen hat, denn er selbst vergibt jedem, der ihm seinen Schaden übergibt. Die Strafe für unsere Schuld hat sein Sohn, Jesus Christus, getragen.
Sind wir unsere Schuld los, können wir auch denen vergeben, die an uns schuldig geworden sind. Das geht wirklich! Und welche doppelte Last ist denen von der Seele genommen, denen Gott vergeben hat und die mit ihren Mitmenschen wieder in Frieden leben können, weil sie denen auch ihre Schulden erlassen haben. Das gilt sogar, wenn die ausgestreckte Versöhnungshand nicht angenommen wurde.
Hermann Grabe