Mordgehilfe im Millionenmaßstab

Sein Lebensweg verlief ganz unauffällig. Von der Kinderstube in Solingen bis zum Galgen in Israel. Niemals hätte er geglaubt, dass er buchstäblich die Weichen für den Tod Hunderttausender stellen würde. Aber in den Kriegsjahren sitzt er im Judenreferat des Sicherheitsdienstes in Berlin. Vom Schreibtisch aus hat er die Bahnrouten der Judendeportation in die Vernichtungslager zu organisieren. Und er erfüllt seine Pflicht mit der Pedanterie eines deutschen Beamten. 1945 schlüpft er in eine falsche Identität und bringt es fertig, vier Jahre in der Lüneburger Heide unterzutauchen. Weil er nie ein Mensch des öffentlichen Lebens war, erregt sein Gesicht keinen Verdacht. Erst 15 Jahre später, am 23.5.1960, stellt ihn ein Spezialkommando in Argentinien. Sein Name: Adolf Eichmann. Ein Mensch wie du und ich?
»Ich weiss, dass mir die Todesstrafe bevorsteht. Ich bitte auch gar nicht um Gnade, denn es steht mir nicht zu ... Obgleich an meinen Händen kein Blut klebt, werde ich sicherlich der Beihilfe zum Mord schuldig gesprochen werden ... aber ich habe mit der Tötung der Juden nichts zu tun ... Vielleicht gibt mir das auch eine gewisse innere Ruhe«, rechtfertigt sich Eichmann vor seinem israelischen Vernehmungsoffizier. Er war nie etwas anderes als ein kleiner Befehlsempfänger - pflichtbewusst, gründlich, meinungslos - aber er machte sich unzählige Male schuldig. Und wir? Meinen auch wir, die Verantwortung für unsere Sünden einfach abschieben und ihre Folgen vernachlässigen zu können? Unsere Sünde wird uns finden! Es sei denn, dass wir uns in Reue an Gott wenden, um Gnade zu finden! Andreas Fett