Wie wichtig eine andere Person für uns werden kann, erfährt man in verschiedenen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens. Die Fürsprache oder Empfehlung einer bedeutenden Person kann z. B. die Tür zu einer guten Arbeitsstelle öffnen. Oder etwa in der schulischen Laufbahn, wo die Einschätzung und Empfehlung des Grundschullehrers beim Übergang zu einer weiterführenden Schule eine wichtige Rolle spielt. Schlecht dran ist man allerdings, wenn man dabei an den Falschen gerät und – statt vorwärtszukommen – frustriert stecken bleibt.
Die Kirche des Mittelalters hatte sich zu einer heilsverwaltenden übermächtigen Größe entwickelt. Eine zentrale Rolle spielten dabei für heilig erklärte und entsprechend verehrte verstorbene Gläubige, die sogenannten Heiligen, an die man sich als Fürsprecher wenden konnte. Auch Maria, die Mutter Jesu, war zu einer wichtigen »Instanz« geworden, um Fürsprache und Erlösung zu finden. Gott selbst und Jesus Christus schienen in eine unnahbare Sphäre entrückt, zu der man keinen Zugang mehr fand bzw. nicht mehr finden zu können glaubte.
Durch Martin Luther kam nun die eigentliche biblische Wahrheit wieder ans Licht: Nicht Menschen – selbst wenn sie noch so tiefgläubig waren – bieten Zugang zu Gott, sondern allein durch Jesus Christus sollen und können die Menschen ohne weitere Vermittlung Gott nahen. Wie die Bibel selbst es formuliert, kann »jeder, der den Namen des Herrn anruft, ... gerettet werden« (Römer 10,13). Und auch die täglichen Sorgen und Nöte darf man ihm direkt sagen und alles von ihm selbst erbitten. Den Zuspruch erlebt man dann durch den Heiligen Geist sowie durch die Bibel und nicht durch irgendeinen Vermittler, ob von anderen dazu gemacht oder selbst ernannt.
Joachim Pletsch