Wie mühsam ist es, wenn nach einer schlaflosen Nacht der Tag beginnt. Alles ist verlangsamt und scheint entfernt abzulaufen. Ist es überhaupt möglich, seine Aufgaben bewältigen zu können, wenn die Gedanken nicht gehorchen wollen? Wenn selbst kleine Entscheidungen wie die Essensplanung zu einer riesigen Hürde werden und eine Einkaufsliste erstellen plötzlich zu einem Ding der Unmöglichkeit wird. Solche Tage können endlos sein! Begegnungen mit Menschen verstärken dabei den Eindruck des Versagens und der eigenen Fehlbarkeit noch weiter.
Ja, bei mehr Menschen, als wir ahnen, gibt es Zeiten im Leben, in denen es im Alltag oft so oder ähnlich zugehen kann. Solche Augenblicke – besonders wenn sie länger andauern und sich häufig wiederholen – passen nicht zu unserem Wunschbild eines Gottes, zu dem wir in Krisenzeiten gerne bereitwillig gehen möchten, um uns von ihm das Unangenehme und Unbequeme entfernen zu lassen oder in irgendeiner anderen Form Erleichterung und Trost zu bekommen.
Doch was, wenn dies dann nicht geschieht?
Eine Antwort finden wir in unserem Tagesvers und in einem alten Lied, wo es heißt: »Und wenn es währt bis in die Nacht und wieder an den Morgen, so will ich doch an deiner Macht verzweifeln nicht noch sorgen.« Wenn das Gold im Schmelzofen ist, wendet der Goldschmied keinen Blick von ihm, sondern wartet nur, bis es geläutert ist. So will auch Gott keinen Blick von uns wenden, wenn es uns »schlecht geht«. Er hat seine guten Absichten mit uns.
Wäre es nicht schade, wenn alle ungläubigen und kleingläubigen Menschen uns trotz dieses Wissens jammern hören?
Astrid Kimmich