Als mein Vater eines Morgens aus dem Missionshausfenster blickte, bemerkte er, dass der Zaun vor einer Baumgruppe stand, die eigentlich zum Missionsgrundstück gehörte. Da Reden zwecklos war, grub mein Vater den Zaun wortlos wieder an der alten Stelle ein. Am nächsten Morgen war er wieder vor den Bäumen, und mein Vater setzte ihn wieder zurück. Das ging so lange, bis der Nachbar die Lust daran verlor.
Hier ging es – wie im Tagesspruch – um eine richtige Grundstücksgrenze, aber wie oft versuchen wir, unseren Einfluss, unseren Gewinn und unsere Rechte auszudehnen. Daher kam es in der Geschichte zu fürchterlichen Kriegen mit ungezähltem Leid und Elend, und das wird auch so bleiben, bis der Herr Jesus Christus persönlich wieder auf die Erde kommt. Ähnliches spielt sich aber leider auch oft in den Familien, zwischen Vater und Mutter ab, und auch die Kinder versuchen, ihren Willen gegen den der Eltern durchzusetzen. Gelingt das einer Partei, so geht das immer auf Kosten des Schwächeren. Wenn wir den Spruch zu Ende lesen, erfahren wir, dass wir es dann unweigerlich mit Gott zu tun bekommen, auch wenn wir zunächst Erfolg hatten. Aber Gott hat in jedem Fall den längeren Hebel in der Hand.
Besonders wer sich auf seine Durchsetzungskraft etwas einbildet, steht in großer Gefahr, dauernd Schuld auf sich zu laden.
Zum Glück hilft Gott nicht nur den armen Schwachen, sondern auch den armen Starken, wenn sie begreifen, wie nötig wir alle die Vergebung und Gnade Gottes haben. Dann lassen wir den anderen den Lebensraum innerhalb der ihnen von Gott geschenkten Grenzen.
Hermann Grabe