Am 24. April 1974 – heute vor 40 Jahren – wurde Günter Guillaume, der persönliche Referent des damaligen Bundeskanzlers Willy Brandt, wegen Spionage festgenommen. Bei seiner Verhaftung gab er sich als Offizier der Nationalen Volksarmee und Mitarbeiter der Stasi zu erkennen. Bereits 1957 war er in die SPD eingetreten und hatte sich bis an die Seite Brands hochgearbeitet. In seinem Buch »Machtwechsel« erklärt Arnulf Baring, weshalb Guillaume erst so spät entlarvt wurde: »Es ist kaum zu bezweifeln, dass Günter Guillaume Willy Brandt sehr mochte, ja ihn verehrte. Er [...] war eben Agent und Gefolgsmann in einem, wollte beiden Seiten seiner Existenz nach besten Kräften gerecht werden.«
Bei seinen Genossen galt Günter Guillaume als treuer Sozialdemokrat, und doch stand er unter dem Kommando einer feindlichen Macht. Niemand hatte etwas von seinem Doppelleben geahnt.
In Matthäus 7,21-23 spricht Jesus über ein ähnliches Phänomen: Da sind Menschen, die nennen ihn »Herr«, tun aber nicht, was er sagt. Sie geben sich wie Kinder Gottes, sind aber in Wirklichkeit Kinder des Teufels. Ihr Äußeres ist »neu gestrichen«, doch sie sind nicht »neu geboren«. Sie empfinden sogar eine Art von Zuneigung für Jesus, aber in Wirklichkeit gehören sie nicht zu ihm. Von außen sehen sie vielleicht wie echte Christen aus, aber das ist nur Schein: Letztendlich führen sie ein Doppelleben. Auf die Dauer kann so etwas nicht gut gehen. Guillaume wurde irgendwann enttarnt und genauso wird auch einmal deutlich werden, wer sich nur gerne im christlichen Umfeld bewegt, ohne selber eine lebendige Beziehung zu Jesus Christus zu haben. Jesus sagt: »Ich kenne die Meinen.« Er weiß, wer wirklich zu ihm gehört. Peter Güthler