»So spricht der Herr, HERR!« Wer hören will, der höre, und wer es lässt, der lasse es!
Hesekiel 3,27
Mancher Kalenderleser mag sich fragen, worin sich die konservative oder altmodische Theologie von der modernen unterscheidet. Sind es nur die Formulierungen oder die unterschiedlichen Betonungen mancher Wahrheiten, oder gibt es da unüberbrückbare Unterschiede, durch die sie sich gegenseitig ausschließen? Das zu entscheiden, möchte ich den Lesern überlassen. Ich will nur auf einige Unterschiede aufmerksam machen.
Vor rund 500 Jahren versuchten die Reformatoren, den Urzustand der Kirche zur Zeit der Apostel wiederherzustellen. Sie haben uns hinterlassen, was ihre Grundsätze waren. Sie sagten, 1. dass alles von dem Sohn Gottes, von Jesus Christus, abhinge; 2. dass nur die Bibel als das von Gott eingegebene Wort Grundlage aller geistlicher Erkenntnis sei; 3. dass nur der Glaube selig mache und dass keine »guten Werke« unsererseits etwas dazu beitrügen; 4. dass alles einzig der Gnade Gottes zu verdanken und von ihr zu erwarten sei, und 5., dass alles allein der Verherrlichung des dreieinen Gottes dienen dürfe. Die moderne Theologie stellt im Geist der Aufklärung den menschlichen Verstand als oberste Erkenntnisquelle dar. Was unser Verstand an biblischen Aussagen nicht annehmen kann, kann es demnach nicht geben. Es muss umgedeutet oder schlichtweg übergangen werden. So heißt es, dass niemand übers Wasser laufen könne. Darum sei das in Wirklichkeit nicht geschehen. Genauso könne niemand Tote auferwecken. Darum sei auch Christus niemals auferweckt worden, und so fort.
Wo sollte Theologie im Sinne ihrer wörtlichen Bedeutung (Lehre von Gott) sein? Möglichst nahe bei Gott oder nahe beim Menschen? Dazu kann man sagen: Je näher sie bei Gott ist, desto näher kommt sie auch dem Menschen. Umgekehrt funktioniert das nicht.
Hermann Grabe