Am 24. Juli 1952 lief bei den Olympischen Spielen in Helsinki ein Mann mit rudernden Armen und gequältem Gesichtsausdruck beim 10.000-m-Lauf als Erster über die Ziellinie. Einige Tage zuvor hatte er schon den 5.000-m-Lauf gewonnen und am Schlusstag der Spiele holte er sich beim Marathon noch eine dritte Goldmedaille. Seine Siege brachten Emil Zatopek den Spitznamen »Lokomotive aus Prag« ein.
Zur Leichtathletik war Zatopek eher zufällig und widerwillig gekommen. 1942 bat ihn sein Chef, als Läufer der Schuhfabrik Bata an einer Cross-Veranstaltung teilzunehmen. Zatopek versuchte, dem unliebsamen Spektakel durch eine Krankmeldung beim Arzt zu entkommen. Der Mediziner jedoch lehnte das Gesuch mit dem Vermerk »Simulant« ab. Ärgerlich ging Zatopek zum Rennen und verkündete trotzig: »Jetzt will ich auch gewinnen!« Es war der Anfang einer langen und erfolgreichen Läuferkarriere mit vier Olympiasiegen, drei Europameistertiteln und 18 Weltrekorden. »Rennen sind einfach«, sagte Zatopek einmal. »Hier ist der Start, dort das Ziel, dazwischen muss man laufen.«
Paulus vergleicht den Gang eines Christen durch die Welt mit dem Lauf eines Wettkämpfers in der Arena, um zu verdeutlichen, dass das Leben eines Gläubigen kein auf Rosen gebettetes sanftes Dahingleiten, sondern ein mit Anstrengung verbundenes Laufen ist. Ermüdung und Niederlagen gehören zwangsläufig dazu, doch wie bei Zatopek vermag das Ziel anzuspornen und Kraft zum Weiterlaufen zu geben. Wer Christus im Blick und den Himmel im Visier hat, wird von dort fast magnetisch angezogen und erfährt, dass ausharrendes Laufen möglich ist. Martin von der Mühlen