Zu meinem Geburtstag erhielt ich einen Bildband über Rinde. Der ganzen Familie ging es wie mir. Zunächst dachte man: »Was kann die Rinde eines Baumes schon besonderes sein!« Doch in kurzer Zeit saß jeder fasziniert über dem Buch und staunte über die überraschenden Formen und Farben dessen, was man außer Blättern und Früchten, einzig von jedem lebenden Baum zu sehen bekommt. Welche unterschiedlichen Formen konnte die Rinde einer Platane annehmen und wie viele verschiedenen Farbtöne von beige über helles bis hin zu dunklem Grün und hellen Grautönen. Oder die Rinden der Silberpappeln, der Kiefer oder der Korkeichen! Und das ist nur die äußere Haut. Dicht darunter spielt sich das gesamte Leben der Bäume ab. Wird die Rinde ringsum verletzt, muss der Baum sterben, weil alle Leitungsbahnen für Wasser und Nährstoffe und Salz dort verlaufen. Welch eine unfassbare und eigentlich unbeschreibliche Wunderwelt! Man möchte mit dem Psalmdichter dem Schöpfergott zurufen: »Wunderbar sind deine Werke, und meine Seele weiß es sehr wohl« (Psalm 139,14).
Wieder wurde mir klar, welch ein großer, genialer Schöpfer Gott ist, der nicht nur jedem Baum seine gesonderte Ausstattung gab, sondern diese auch noch so anlegte, dass sie den jeweiligen Bedürfnissen am besten entsprach. Und wieder konnte ich mich freuen, dass ich diesen großen Gott »Vater« nennen darf. Er hat auch mich auf »erstaunliche, ausgezeichnete Weise« erschaffen (Psalm 139,14), und nicht nur meinen Leib, sondern auch meine Seele. Und er hat mich durch den Glauben befähigt, ihm mein Vertrauen für dies Erdenleben wie auch für seine himmlische Herrlichkeit zu schenken. Was könnte mir Besseres passieren?
Gerhard Kimmich