Ganz nahe an der italienischen Grenze, versteckt hinter dem Gabarogno, liegt das schweizer Dörfchen Indemini. Dorthin hatte sich ein junges Paar aus Zürich zurückgezogen. Sie hatten den Unfrieden und die Hetze der großen Stadt satt und wollten in der Abgeschiedenheit ein Leben im Einklang mit der Natur, ohne Wasserleitung und Elektrizität, ganz oben am steilen Berghang führen.
Als ich den jungen Mann traf, erzählte er mir, er habe damals nicht gewusst, dass alle Flucht aus der »bösen Welt« nichts genutzt habe, weil er sein böses Herz mit in die Waldeinsamkeit gebracht hatte. Sein Bruder, ein gläubiger Christ, war zu ihm gezogen, um ihm drei Jahre lang zu helfen, einigermaßen das Überleben zu gewährleisten. All sein Reden aber blieb vergeblich. Erst als er zum Militärdienst eingezogen wurde und vom Fehlschlag seines Bemühens überzeugt war, bekehrte sich nicht nur mein Gesprächspartner, sondern auch dessen Frau. Von da an war es ihnen eine Freude, ihr Leben so führen zu können, dass sie genug Zeit hatten, um nach Gott zu fragen und ihren Nachbarn um Gottes willen eine Hilfe zu sein.
Nicht die Umwelt ist schuld an unserem Versagen und an unseren Sünden, sie liefert höchstens die Form, in der die Schlechtigkeit unserer Herzen Gestalt gewinnt, bei dem einen so, bei dem anderen etwas anders. Das Herz muss geändert werden und das kann nur Gott. So hat er es auch bei diesen jungen Leuten getan. Gott vergibt die Sünden und füllt dann das Herz mit Gedanken, die ihm wohlgefallen und den Mitmenschen zum Segen sind. Das wirkt sich auch auf die Gesellschaft aus.
Hermann Grabe