Ex-Senator Ernie Chambers hatte Gott verklagt, weil er die Schuld an all dem Elend der Welt habe. Doch das Gericht wies die Anklage ab, nicht weil der Richter sie für gegenstandslos hielt, sondern weil einem Angeklagten die Anklageschrift zugeschickt werden muss, aber da fehlte die Adresse. Das ist ein anderer Gesichtspunkt dieser bizarren Geschichte: Es ist traurig, dass man in einem »christlichen« Land Gott nicht finden kann.
Ja, aber wo wohnt Gott? Kennen wir die Adresse Gottes? Zum Glück hat er sie uns schon vor Jahrtausenden durch den Propheten Jesaja mitgeteilt. Dem hat er gesagt: »Ich wohne in der Höhe und im Heiligtum und bei dem der zerschlagenen und gebeugten Geistes ist.« Er ist also ganz in der Nähe bei denen, die ihm die Ehre geben, Gott zu sein und die ihn darum demütig bitten, zu ihnen zu kommen. Da braucht man nicht das Postamt zu bemühen, sondern nur aufrichtig zu ihm zu reden. Er hört ganz gewiss zu.
Ihm darf man getrost alles beichten, und zwar aus zwei Gründen: Er weiß ja alles sowieso und will nur, dass wir uns zu unseren Schulden und Dummheiten stellen. Und zweitens hat er längst dafür gesorgt, dass, was ihn angeht, alles bereits bezahlt ist. Dafür starb sein Sohn, Jesus Christus am Kreuz. Wenn wir natürlich jemand beklaut oder belogen haben, müssen wir das mit dem Betreffenden ebenfalls in Ordnung bringen - und dann sind wir alle Schulden los. Dann kann man wieder durchatmen. Solche Leute denken natürlich im Traum nicht daran, die Anklageschrift von Ernie Chambers mit zu unterzeichnen. Sie haben etwas Besseres zu tun, nämlich Gott für seine große Gnade zu danken.
Hermann Grabe