Mal ehrlich, können Sie mit dem Begriff »Demut« etwas anfangen? Jedenfalls führt das Wörtchen ein Nischendasein in unserem Sprachgebrauch. Was Wunder, gelten doch Ergebung, Hingabe, Unterwürfigkeit und Selbstlosigkeit als sinnverwandt. Das passt einfach nicht zum heutigen Streben nach Selbstverwirklichung. Demut - so was! Jemanden demütigen, das liegt uns schon eher.
Bliebe nur noch die Bibel, in der öfter von Demut die Rede ist, etwa in Matthäus 11,29, wo Jesus Christus sagt: »Ich bin sanftmütig und von Herzen demütig.« Echte, ungeheuchelte Demut kommt also von innen und ist nie aufgesetzt. Sobald sie uns aber bewusst wird, schleichen sich Selbstgefälligkeit und Hochmut ein.
Der englische Autor C.S. Lewis berichtet in seinem Buch »Dienstanweisung an einen Unterteufel«, wie dieser bei einem Christenmenschen nichts ausrichten kann. Da erhält er von seinem Chef eine neue Dienstanweisung: »Für den Augenblick sehe ich nur eine Möglichkeit. Der Patient ist demütig geworden. Hast du ihn auf diese Tatsache schon aufmerksam gemacht? Alle Tugenden verlieren für uns Teufel an Schrecken, sobald sich der Mensch ihres Besitzes bewusst wird. Schmuggle in seine Gedanken die angenehme Erwägung ein: >Wahrhaftig! Ich bin demütig geworden!< Und du wirst sehen: Fast unverzüglich wird sich der Stolz zeigen. Und nun kannst du arbeiten ...«
Demut »von Herzen« ist niemandem angeboren. Und das Kokettieren mit ihr erweist sich als Fallstrick. Nur der wirklich Demütige »erlangt Ehre« (Sprüche 29,23). Und in Bezug auf unsere Versöhnung mit Gott kommt unserem Tagesspruch besondere Bedeutung zu. Johann Fay