Es gibt eine Menge Menschen, die eine vollkommen negative Einstellung zu dem Wort »Gebote« haben. Das kommt daher, weil sie denken, Gott sei ein willkürlicher Despot, der den Menschen mit seinen Vorschriften und Gesetzen das Leben schwer machen will; der ihnen keine Freude gönnt; der ihnen ganz einfach den Spaß verderben will.
Sie meinen, Gottes Gebote würden nur eine Triebunterdrückung verursachen, sie würden einen Menschen zu einem verklemmten Spießer machen. Was kann aus einem Menschen anderes werden, der sich ständig dieses »Du sollst« oder »Du sollst nicht« anhören muss?
Das scheint es auf den ersten Blick eigenartig, wenn in der Bibel, im Alten Testament, immer wieder in Jubel ausgebrochen wird, wenn von Gottes Geboten und Gottes Willen die Rede ist.
Zum Beispiel steht in Psalm 119,127: »Darum liebe ich deine Gebote mehr als Gold und gediegenes Gold.« Wie kommt der Schreiber bloß zu solch einer Sichtweise? Die Antwort ist ganz einfach. Er hat verstanden, dass Gott kein Spaßverderber ist, sondern vielmehr ein liebender Vater, der seine Kinder vor Unglück bewahren will.
Er hat verstanden, dass Gottes Gebote nicht sein Leben einengen, sondern dass sie ihn vor Schaden bewahren sollen.
Vor einiger Zeit las ich, dass auf den Niagara-Fällen Bojen angebracht sind, die die sogenannte Todeslinie markieren. Sie zeigen an, wie weit man gehen kann, ohne sich in Gefahr zu bringen.
Genau das sollen Gottes Gebote sein, Markierungspunkte und Leitplanken, die uns Menschen vor Unglück bewahren und die uns innerhalb gesteckter Grenzen ein erfülltes Leben ermöglichen. Stefan Nietzke